Nachhaltige und resiliente Entwicklung der Würzburger Innenstadt


MODIFIZIERT ERFOLGREICH: Haushaltsantrag 2025 vom 15.11.2024

Zusätzliche Mittel in Höhe von 160.000 €

Verwaltungshaushalt Kostenstelle 0.7910.6309 und andere

In den Haushaltsberatungen am 22.11.2024 wurde ein erster Kompromissvorschlag des Kämmerers in Höhe von 95.000 Euro abgelehnt. Einstimmig beschlossen: Aufstockung der Mittel um 45.000 Euro, um auf Vorjahresniveau zu kommen. Es bleibt dem Fachausschuss CTW überlassen, für welche konkreten Maßnahmen das Geld eingesetzt wird.

Namens der Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beantragen wir:

Zur nachhaltigen und resilienten Entwicklung der Würzburger Innenstadt werden insgesamt 160.000,- € in den Haushalt 2025 eingestellt, die sich wie folgt aufgliedern:

  • Ansiedlung und Leerstand: 15.000 €
  • Unterstützung Straßen- und Quartiersgemeinschaften: 25.000 €
  • Weiterführung des Sonderfonds “Innenstädte beleben”: 80.000 € (statt wie im Entwurf vorgesehen 5.000 €)
  • Messung der Passantenfrequenzen: 25.000 €
  • Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte: 15.000 €

Die Positionen sollen gegenseitig deckungsfähig sein.

Begründung:

Die Innenstadt von Würzburg ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein wichtiger, lebendiger und attraktiver Einkaufsort: für einen breit gestreuten Einzugsbereich. Damit diese wirtschaftliche Bedeutung Bestand haben kann, bedarf es großen Anstrengungen, um die gute Ausgangssituation zu erhalten, weiterzuentwickeln und an die geänderten Bedürfnisse der Zielgruppen anzupassen – seit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und der zunehmenden Bedeutung des Onlinehandels darf auch Würzburg nicht mehr als „Insel der Glückseligen“ betrachtet werden.

Die Befragten der umfassenden IfH-Untersuchung vertreten zum großen Anteil die Sichtweise, dass ein qualitativ und quantitativ attraktives Einzelhandels- und Gastronomieangebot fester Bestandteil der Würzburger Innenstadt ist und weiter ausgebaut werden sollte. Zeitgleich steigen die Erwartungen der Menschen an darüber hinausgehende Nutzungsmöglichkeiten; zunehmend verstehen sie die Innenstadt als „Erlebnisraum“ mit und ohne Konsum.

Diesen Entwicklungen sollte vorausschauend Beachtung geschenkt und der Erhaltung und Förderung der wirtschaftlichen Strukturen einen hohen Stellenwert zugeordnet werden, um einem schleichenden Trading Down in den Innenstadtlagen rechtzeitig zu begegnen. In diesem Kontext sind die folgenden Vorschläge als Investitionen in die Zukunft Würzburgs zu verstehen und stellen vornehmlich eine Innenstadt- und keine Einzelhandelsförderung dar.

1. Ansiedlung und Leerstand

Die Vermietung von innerstädtischen Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsflächen ist mittlerweile ein spezialisiertes und professionelles Betätigungsfeld. Deshalb haben sich in den vergangenen Jahren 14 Modellkommunen mit dem IfH im Projekt „Stadtlabore für Deutschland“ zusammengeschlossen, um Innenstädte vorausschauend und digital gestützt zu gestalten. Entwickelt wurde dabei unter der Mitwirkung Würzburgs eine digitale Plattform für ein Leerstands- und Ansiedlungsmanagement (LeAn), welche zielgerichtete Inhalte und Funktionen für eine erfolgversprechende Vermittlung vorhält und damit wesentlich hochwertiger als ein herkömmliches Leerstandskataser ist. Das Angebot vernetzt Anbieter und Interessenten bestmöglich und überregional, Dieses Projekt sollte fortgeführt werden.

2. Unterstützung der Straßen- und Quartiersgemeinschaften

Die Attraktivität einer Innenstadt ist maßgeblich von einem durchgängigen und vielfältigen Nutzungsmix verschiedener Branchen und Wirtschaftsbereiche gekennzeichnet. Inhabergeführte Fachgeschäfte bilden die Individualität und regionale Verbundenheit im Zentrum ab. Vor diesem Hintergrund leisten die daraus entstandenen Straßen- und Quartiersgemeinschaften Würzburgs mit ihren individuellen Profilierungen wertvolle Ar beit für die Innenstadt und zeugen von einer vielfältigen Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsstruktur. Die Gemeinschaften sind jedoch ausnahmslos ehrenamtlich organisiert und verfügen über begrenzte Mittel, die sich vornehmlich aus Mitgliedsbeiträgen generieren. Aus diesem Grund halten wir es für gerechtfertigt, dass konkrete Ideen der Geschäftsleute einer Straßen- und Quartiersgemeinschaft in der Umsetzung durch eine Kofinanzierung unterstützt werden – dies geschieht aus dem Verständnis heraus, dass die
Zusammenschlüsse auch das Standortmarketing der Innenstadt insgesamt anreichern und beleben. Zudem kann die Stadt über ihre Vergaberichtlinien sicherstellen, dass Gelder nur für Initiativen vergeben werden, die einen positiven Ergebnisbeitrag zur städtischen Vermarktung erhoffen lassen.

3. Weiterführung des Sonderfonds „Innenstädte beleben

Zur Stärkung der bayerischen Innenstädte hatte das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr aus Mitteln der Städtebauförderung 2021 den Sonderfonds „Innenstädte beleben“ aufgelegt; dieses hat bayerische Kommunen nach der Pandemie in die Lage versetzt, ihre Zentren durch konkrete Maßnahmen wieder zu aktivieren und neue Angebote zu schaffen. Würzburg konnte den Fonds von 2021 bis 2023 erfolgreich einsetzen, um u.a. in gemeinschaftlichen Aktivitäten mit der Privatwirtschaft wichtige Projekte anzugehen.

Da der Fonds zwischenzeitlich ausgelaufen ist, solche Finanzmittel jedoch besonders dazu geeignet sind, eine langfristige Stärkung der Würzburger Innenstadt in Gang zu setzen und zu begleiten, wäre es sehr zu begrüßen, die Möglichkeit der Förderung fortzuführen. Beispielhaft genannt sei hier ein Projekt zur Aktivierung der Kaiserstraße, die als Verbindung über den Sonderfonds können auch relevante Zukunftsthemen in und für die gesamte Innenstadt wie etwa Pop Up-Konzepte, die Steigerung von Aufenthaltsqualitäten oder die Einführung von digitalen Angeboten am Point of Sale bearbeitet werden .

4. Messung der Passantenfrequenzen

Passantenfrequenzen stellen einen wichtigen Indikator für die Attraktivität einer Innenstadt dar. Die Erfassung der Kundenströme und die Bewertung der Frequenzentwicklungen sind eine wertvolle Hilfestellung für verschiedene Innenstadt-Akteure, insbesondere für städtische Einrichtungen und Unternehmen. Hilfestellung liefern die Erhebungen beispielsweise bei der Personalplanung in Unternehmen, Sicherheits- und Reinigungsdiensten oder bei der Planung von innerstädtischen Veranstaltungen. Ebenso werden die Daten in die Open Data-Portale der jeweiligen Stadt eingespeist und somit der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. In über 100 Städten werden diese Frequenzen datenschutzkonform von der hystreet.com GmbH über Lasertechnik gemessen. Die Ergebnisse lassen sich nicht nur in Echtzeit abrufen, sondern auch in Zeitreihen darstellen oder mit anderen Städten vergleichen. In Würzburg befinden sich derzeit drei Messstationen (Schönbornstraße, Spiegelstraße, Kaiserstraße). Ergänzt werden sollen in Zukunft die lasergestützten Daten mit Daten auf Grundlage von Handyauswertungen. Diese haben den Vorteil, dass tiefergehende Fragestellungen wie Aufenthaltsdauer, Herkunft und Wegebeziehungen dargestellt und analysiert werden können. Diese Daten können beispielsweise auch einen wertvollen Beitrag leisten, um mit der Würzburger Universität ein konkretes Projektvorhaben im Rahmen des EFRE-Förderprogramms „KI-Regio“ erfolgreich umzusetzen: Unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz sollen dabei aus umfassenden Datenquellen kurz- und mittelfristige Prognosen über die Besuchsintensität der Innenstadt zur besseren Planung in den Wirtschaftsbetrieben angestellt werden. Würzburg soll in die Lage versetzt werden, weiterhin auf die beschriebene Datenbasis zurückgreifen zu können.

5. Beteiligung am Förderaufruf Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte

Um einen eigenständigen Beitrag zur Innenstadtentwicklung zu leisten, haben sich Unternehmergemeinschaften aus Würzburg, Schweinfurt, Lohr am Main und Gerolzhofen zusammengeschlossen und eine Projektskizze zum Förderaufruf Starkes Stadtmarketing für lebendige Innenstädte des Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie eingereicht. Sie erhielten die Nachricht des Wirtschaftsministeriums, dass das Vorhaben mit einem Projektbudget von 150.000 € als förderwürdig erachtet wird und sie einen formellen Förderantrag einreichen dürfen. Hierzu muss jedoch auch ein Eigenanteil geleistet werden.

gez.

Dr. Sandra Vorlová, Fraktionsvorsitzende

Konstantin Mack, Fraktionsvorsitzender

Barbara Lehrieder, Stv. , Fraktionsvorsitzende

Manfred Dürr, Stv. , Fraktionsvorsitzender

Matthias Pilz, Stadtrat

Simone Haberer, Stadträtin