Besser leben in Grombühl

Würzburger Stadtratsbündnis legt Mobilitätskonzept für den Stadtteil vor

Überparteiliche PRESSEMITTEILUNG vom 01.06.2022

Ein breites Stadtratsbündnis plant ähnlich wie in der Innenstadt auch für Grombühl eine Neustrukturierung von Verkehrsfluss und Flächen, mehr Platz für den Fußverkehr, eine bessere Radinfrastruktur sowie eine Steigerung der Aufenthaltsqualität durch Begrünung, Sitzgelegenheiten, Spielpunkte und Trinkbrunnen. Der überparteiliche Antrag „Besser leben in Grombühl“ umfasst ein Mobilitätskonzept sowie vielfältige Maßnahmen, um den Stadtteil klima- und zukunftsfest umzubauen. Eingereicht wurde er im Namen der Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP/Bürgerforum, DIE LINKE, ödp, SPD sowie Stadträtin Sabine Wolfinger und Stadtrat Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg). Der Antrag wird in der kommenden Stadtratssitzung am 02. Juni behandelt und soll bereits im Haushaltsjahr 2023 verankert werden.

GRÜNEN Fraktionsvorsitzende Dr. Sandra Vorlovà beschreibt die aktuelle Situation: „Als Grombühlerin erlebe ich täglich, wie die Menschen in unserem eng bebauten Stadtteil unter der hohen Verkehrs- und Lärmbelastung leiden und sich über zu schmale Gehwege aufgrund parkender Autos ärgern. Auch sehen wir noch erheblichen Verbesserungsbedarf für die Radinfrastruktur in und um Grombühl. Der östliche Stadtteil ist mit dem Fahrrad nur schwierig zu erreichen. Wer von der Uniklink kommend zu den Radachsen Richtung Versbach, Lengfeld, Frauenland gelangen möchte, muss sein Rad durch eine Unterführung am Europastern tragen! Gleiches gilt für die Gegenrichtung. Wer auf Barrierefreiheit angewiesen ist, muss einen großen Umweg über die Grombühlbrücke nehmen.“

Die GRÜNEN hatten bereits 2020 einen Antrag auf ein Einbahnstraßensystem in Grombühl gestellt, welcher im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätskonzept am 15.09.2020 zur Weiterverfolgung beschlossen wurde. Hierauf aufbauend konkretisieren die Antragsteller nun explizit eine mögliche Verkehrsführung in Grombühl. Raimund Binder (ödp): „Bereits aktuell sind die meisten Straßen in Grombühl aufgrund der beidseitigen Parkmöglichkeiten kaum breit genug für den Zweirichtungsverkehr. Die Einrichtung als Einbahnstraßen verflüssigt den Verkehr für die Anwohner und Anwohnerinnen. Durch ein Ringstraßenkonzept erwarten wir auch eine deutliche Reduzierung des Abkürzungsverkehrs von der Nordtangente.“ Wie der frei werdende Raum durch die Einsparung einer Fahrspur genutzt werden kann, erklärt Anna-Maria Dürr (DIE LINKE): „Wir wollen die Autos von den Gehsteigen verbannen und mittig in den Straßenraum verlagern. Die Gehsteige werden deutlich verbreitert, idealerweise auf mindestens 2,10 Meter. Es muss gewährleistet sein, dass man auch mit zwei Kindern an der Hand, mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl die Gehwege sicher nutzen kann, ohne ständig geparkte Pkws zu umschiffen oder gar auf die Fahrbahn zu wechseln. Durch den Raumgewinn sollte auch zusätzliche Begrünung möglich sein.“

Spielstraßen, Zone 20, Zebrastreifen, begrünte Verkehrsinseln und Poller – das detailreiche Konzept sieht neben neuen Straßenführungen zahlreiche verkehrsberuhigende Maßnahmen vor, die allesamt den Fußverkehr stärken und sicherer machen. Der gesamte Stadtteil soll überplant werden. Herzstück des neuen Konzeptes für Grombühl ist eine neu zu schaffende Fußgängerzone in der Ortsmitte. Der Bereich Brücknerstraße/Wagnerplatz soll durch einen neuen Straßenbelag, Sitzgelegenheiten und Begrünung attraktiv umgestaltet und autofrei werden. Dazu Sabine Wolfinger (fraktionslos): „In diesem Zuge verlagern wir die Haltestelle Wagnerplatz in die Brücknerstraße. Die HaltestelleWagnerstraße ist nicht barrierefrei und kann es wegen der dort befindlichen Hofeinfahrten auch nie werden. Zukünftig soll eine direkte Anbindung vom Wagnerplatz zur Fußgängerzone in der Brücknerstraße geschaffen werden. Dort steigt man aus der Bahn aus und kann sich sicher und barrierefrei im Herzen Grombühls bewegen. Ein verkehrsberuhigtes und umgestaltetes Zentrum wäre ein großer Mehrwert für die Menschen, die in Grombühl leben.“

Im Umfeld der Fußgängerzone ist ein weiterer verkehrsberuhigter Geschäftsbereich geplant. Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) ist sich sicher: „Für die Grombühler wird dadurch auch das Einkaufen vor Ort attraktiver. Für den Einzelhandel sind eine Lieferzone, zwei Behindertenstellplätze und Kurzzeitparkplätze an der Nordseite des Wagnerplatzes vorgesehen. Die Neugestaltung der Ortsmitte wird einen spürbar positiven Effekt auf die Geschäfte in der Fußgängerzone haben.“ Wolfgang Baumann (ZfW): „Kurzzeitparkplätze verhindern Langzeitparken. Dadurch finden mehr Menschen schneller einen Parkplatz. Zudem wollen wir die Möglichkeiten des Quartiersparkens in der Grombühlstraße oder auf dem Klinikgelände ausweiten und bekannter machen. Um den Wegfall von Straßenparkplätzen zu kompensieren, soll auch die Möglichkeit eines Quartiersparkhauses geprüft werden.“

Udo Feldinger (SPD) freut sich: „Am Wagnerplatz wollen wir die Mobilstation erweitern. Die Carsharing-Station soll um eine Lastenradstation sowie eine Fahrradgarage und mehr Taxistellplätze ergänzt werden. So wird es für viele Grombühler einfacher, ohne eigenes Auto zu leben.“

Joachim Spatz (FDP) ist auch dieser Punkt besonders wichtig: „Im Rahmen der Verkehrsplanung sieht der Antrag einen Prüfauftrag an die Verwaltung vor, in Gesprächen mit dem Freistaat Bayern und der Universität Würzburg für den motorisierten Individualverkehr eine Alternative zum Zinklesweg zu schaffen.“

Das Mobilitätskonzept enthält darüber hinaus erhebliche Verbesserungen für den Radverkehr. Dazu Niklas Dehne (GRÜNE): „Wir wollen sämtliche Einbahnstraßen in beiden Fahrtrichtungen für Radfahrende freigeben und auch einige Fahrradstraßen schaffen. Dadurch wird sichergestellt, dass man mit dem Fahrrad zukünftig schneller vorankommt. Zudem beantragen wir, im Radwegekonzept die Anbindung von Grombühl an die Radachsen 6, 3, 3a und 10a aufzunehmen. Das bedeutet freie Fahrt innerhalb Grombühls, von und nach Versbach, Rottendorf und Oberdürrbach. Darüber hinaus soll es zwei neue Radachsen geben: ‚Nordring‘ bis zur Äußeren Pleich und ‚Panorama‘. Diese Achse umfasst die Lindleinstraße, die Wohnstraße „Am Stein“ und den geteerten Weg oberhalb der Veitshöchheimer Straße bis zur Unterdürrbacher Straße. Hier haben wir dann einen gut gelösten Lückenschluss.“ Als Maßnahmen zur Stärkung des ÖPNV sieht das Konzept u.a. einen unechten Kreisverkehr an der Kreuzung Scharoldstraße / Morellistraße / Schiestlstraße sowie den Ausbau von Bike&Ride-Anlagen, wie z.B. an der neuen Straßenbahnhaltestelle Grombühlbrücke, vor.

Von besonderer Bedeutung für das Klima ist eine zukünftige Begrünung. Bislang gibt es in Grombühl zu wenig Grünflächen und Bäume. Deswegen ist im Sommer eine hohe Hitzebelastung in den Straßenschluchten spürbar – eine zunehmende Gefahr für die Gesundheit vor allem älterer Menschen. Das Bündnis will den Straßenzug westlich des Wagnerplatzes entsiegeln und dort Bäume pflanzen, die das Mikroklima verbessern und die Umgebungstemperatur abkühlen. Matthias Pilz (GRÜNE): „Auch andere Bereiche wollen wir klimaresilienter gestalten. Der Kinder- und Freizeitspielplatz Ernst-Reuter-Platz zum Beispiel soll vergrößert, begrünte Verkehrsinseln geschaffen werden. Am Hans-Brandmann-Weg sollen ähnlich wie beim Sanderrasen im Hubland verschiedene Freizeitmöglichkeiten angeboten werden. Unser Konzept bringt alle erforderlichen Maßnahmen zusammen: Wir strukturieren den Verkehr im Stadtteil Grombühl neu, so dass alle besser mobil sein können. Außerdem verbessern wir die Lebens- und Aufenthaltsqualität und tun etwas für das Klima!“


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